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3 Monate im neuen Zuhause

So schnell kanns gehen. Seit 3 Monaten wohnen wir nun schon in unserem neuen Zuhause auf Rädern, unserem Tiny Home on Wheels. Es wird Zeit für einen Rückblick und eine erste Bilanz. Denke ich. Und vielleicht auch Ihr da draußen. Hier also ein kurzes Resume diesbezüglich.

Vorab noch eins: Man möge es mir nachsehen, wenn ich mit meiner englischen Tastatur, die ich für diese Beiträge auf deutsch umschalte, nicht alle Umlaute oder Sonderzeichen verwende – weil ich einfach nicht mehr weiss, wo diese auf der deutschen Tastatur untergebracht sind (ich wüsste zum Beispiel auf Anhieb jetzt nicht, wo ich das ‘at’ oder das Eurozeichen finde). Ja, so kanns gehen, wenn man seit nunmehr fast 15 Jahren kopfunter auf der Südhalbkugel hängt und sich mehr mit dem Englischen als mit dem Deutschen beschäftigt. Das selbe (also die nachlassende oder fehlende Kenntnis der aktuellsten deutschen Rechtschreibung) gilt auch für so Niedlichkeiten wie die Frage, wo denn nun heutzutage noch das ß oder das ss hingesetzt wird. Ich machs einfach so, wie ICH das bis 1985 in der Schule gelernt habe. Und da ich in Deutsch eigentlich immer recht gut war, hab ichs einfach beibehalten 😉

Und das Gendern … pfffft, macht Ihr doch alle, was Ihr wollt. Interessiert mich nicht. Ich halte es da mit Dieter Hallerforden und Dieter Nuhr (liegt das am Vornamen, dass die beiden so ziemlich meine Meinung wiederspiegeln?). Man sollte die deutsche Sprache respektieren! Jawoll. Und nicht vergewaltigen. Und deshalb gendere ich nicht, in keiner Sprache. Sondern respektiere den Menschen und seine Einstellung an sich. Bei mir gibts keine Politik. Basta. Es gibt genug, die das schlechter machen als ich (behaupte ich jetzt einfach mal) und trotzdem dafür bezahlt werden. Ich reih mich da nicht ein …

Zurück zum Thema des heutigen Beitrages. Wo war ich stehengeblieben? Ach so, ja.

Küchenfenster
Küchenfenster

♥ Unser neues Zuhause ♥

Hier ein paar Fakten und Zahlen, die (vermutlich) nur die Caravanner und Camper unter Euch interessieren. Oder Leute, die sich generell für technische Fakten begeistern. Ich versuchs mal verständlich zusammenzufassen, ähnlich wie die Daten eines Autos. Man kann vermutlich aus deutscher Sicht diese ganzen Off-Road Anforderungen nicht nachvollziehen, aber hier in Australien sind selbst die Highways teilweise in einem schlimmeren Zustand als deutsche Feldwege – und deshalb gibt es diese Modelle für alle, die eben nicht nur auf dem Asphalt unterwegs sein und in Caravan Parks parken wollen.

Der Caravan ist ein sogenannter ‘OFF-ROAD’ Caravan, hat also eine extra große Bodenfreiheit, spezielle Einzel-Radaufhängungen mit Airbags und ein extra stabiles Off-road Chassies. Die Bauweise ist super stabil, dabei leichtgewichtig durch die Verwendung von Fiberglass und Dämmschaum (composite). Es ist kein Holz verarbeitet worden, es kann also im Fall eines Wasserschadens auch nichts verrotten (was bei Wohnwagen oft kostenspielige Reparaturen oder gar Totalschaden bedeuten kann).

Hersteller: ZONE RV (in Coolum an der Sunshine Coast, Queensland, Australien)
Modell: SOJOURN Pioneer – Couples – bedeutet, der Caravan ist für 2 Personen ausgelegt und hat keine extra Betten für Kinder (es gibt noch ein Modell namens SOJOURN Family, da kann man dann zwischen 2 Versionen wählen: mit 2 oder mit 3 Etagenbetten)
Länge: 21 Foot – 6,4 m Wohnfläche
Gesamtlänge: 28.9 Foot – 8,8 m
Breite: 2,5 m
Wohn- und Nutzfläche innen: 16 qm
Zulässiges Maximalgewicht nach Beladung: 3500 kg
Leergewicht: 2726 kg

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Die Austattung

Also im Prinzip ist unser Caravan eine Einraumwohnung auf Rädern.

Das trifft es ziemlich genau, denn wir haben wirklich alles, was man so zum leben braucht.

240 Liter Frischwassertanks (3x 80 Liter)
100 Liter Abwassertank
Komposttoilette
Waschmaschine
Dusche
Gas-Heisswasser
Dieselheizung
Klimaanlage

Induktionskochplatte und 2 Gaskochfelder
Großes Spülbecken
Sitzecke umbaubar zu einem Gästebett (der Tisch kann abgesenkt werden, zusätzliche Polster haben wir unter dem Bett verstaut)
Grosses Doppelbett (Queen Size) mit viel Stauraum unter dem Bett
202 Liter Kühlschrank, 72 Liter Gefrierschrank-Kombo, der komplett auf 12V läuft und von den Batterien gespeist wird
Alle Lichter und USB-Steckplätze laufen auf 12V über die Batterien
24″ Fernseher (12V und 240V fähig)
2 Dachlüfter (einer in der Küche, einer in der Dusche) – 12V
2 Ventilatoren in Richtung Bett und Sitzbereich – 12V
Aussenküche mit USB Steckplätzen und 240V Steckdosen
Große Staubox auf der Deichsel, mit 2 Gasflaschen a 4 kg)
Grosser Stauraum (tunnel boot) vorn, der von beiden Seiten des Caravans zugänglich ist
Doppelter Tritt für den Einstieg
Aussendusche mit Heiss- und Kaltwasser, anschliessbar auf beiden Seiten des Caravans

3 Lithium Batterien je 200 Ah (600 Ah total)
3000 Watt Inverter
900 Watt Solar (aufgeteilt auf 5 Panele) auf dem Dach, zusätzliche mobile Solarpanele können angeschlossen werden
Cruisemaster ATX Federung (Airbags) mit Auto-Levelling, speziell für Off-Road Fahrzeuge
1 Reserverad
1 fest installierte Leiter an der Rückwand aussen, um die Solarpanele auf dem Dach reinigen zu können
DO35 Off-Road Anhängerkupplung (360° drehbar, so dass Auto und Wohnwagen sich in unebenem Gelände unabhängig voneinander dem Gelände ‘zudrehen’ können)
MAXTRAX – das sind die grauen ‘Platten’, die wir vorn am Caravan über der Werkzeugbox haben. Diese helfen bei weichem Untergrund, wie z.b. Sand, entweder nicht einzusinken oder wieder frei zu kommen
Kamera am Ende des Caravans, die die Arbeit des Rückspiegels übernimmt, der ja bei angehängtem Caravan nicht nutzbar ist.

Wir haben KEINE Mikrowelle und KEINEN Ofen im Caravan. Das haben wir absichtlich so bestellt. Mit Mikrowelle kochen wir eh nie, hatten auch keine im Haus. Und den Ofen haben wir im alten Caravan nur benutzt, wenn es kalt war und wir ‘heizen’ wollten. In dem Fall hab ich dann morgens einfach ein Brot gebacken oder abends ne Pizza oder ähnliches in den Ofen geschoben. Nur zum Heizen haben wir den Ofen natürlich nicht angemacht. Sollte man auch nicht, es handelt sich hier um Gasofen.

Im Sommer oder in warmen Regionen ist es im Caravan viel zu warm, um den Ofen zu benutzen – soviel haben wir inzwischen gelernt. Wir haben statt dessen lieber Stauraum für andere Dinge. Dort, wo der Ofen normalerweise eingebaut ist, haben wir einen großen Schubkasten, in dem wir unseren Airfryer transportieren. Den benutzen wir allerdings ziemlich oft, eigentlich mindestens 1x am Tag. Ebenso wie die Kaffeemaschine, die auch in diesem besagten Schubfach verstaut ist.

Unsere Stromausrüstung, um es mal so zu nennen, erlaubt uns, unsere 240V Geräte zu nutzen, auch wenn wir irgendwo mitten im Nichts off-grid stehen. Natürlich kann man nicht alle Geräte gleichzeitig einschalten. Das würde die Batterien im Handumdrehen leer ziehen. Aber es spielt sich schnell ein Rhytmus ein, der bei uns ungefähr wie folgt abläuft:

Morgens:
Toaster oder Airfryer einschalten, um Toast oder Brötchen aufzubacken – dann wieder auschalten
Kaffeemaschine einschalten, um unseren Frühstückskaffee zu machen – dann wieder ausschalten
Mit dem Blender mach ich mir oft morgens noch einen Smoothie, das dauert nur 1 Minute, braucht nicht viel Strom.

Tagsüber:
Der Inverter versorgt meine Näh- und Stickmaschine mit 240V Strom, lädt die Batterien meines Laptops, der Kamers und so weiter auf, wenn wir es brauchen.
Die Waschmaschine benötigt ebenfalls 240V, und pro Waschgang ca. 18 Liter.

Abends:
Für das Abendessen brauchen wir den Inverter, wenn wir auf dem Induktionsherd kochen und/oder den Airfryer benutzen.
Sitze ich dann abends noch am Laptop (was oft der Fall ist), läuft der Inverter, bis wir ins Bett gehen. Unser Internet – Starlink – benötigt ebenfalls 240V, erlaubt uns aber, selbst ‘in the middle of nowhere’ mit dem Rest der Welt in Verbindung zu stehen (und mir, an meinem Shop zu arbeiten und Kundenservice zu betreiben), obwohl nirgendwo auch nur ansatzweise Telefonempfang vorhanden ist.

Wenn wir ins Bett gehen, wird einfach alles ausgeschaltet. Alle wichtigen Geräte wie der Kühlschrank-Gefrierschrank laufen automatisch weiter über 12V.

Bislang sind wir mit unserem Batteriemanagement ganz gut gefahren. Der niedrigste Stand war 55% Kapazität nach mehreren Regentagen, wenn kaum Solarenergie in die Solarpanele kommt. Normalerweise – bis jetzt an ca. 85% der Tage, die wir diesen Caravan nun haben – hatten wir spätestens Mittag wieder 100% Batterieladung erreicht. Entweder durch perfekte Positionierung des Caravans zur Sonne, wenn wir irgendwo parken, oder durch das Aufladen über das Auto, wenn wir von A nach B ziehen. Wenn wir abends ins Bett gehen, ist der Batteriestand dann bei ca. 85%, am nächsten Morgen bei 81% (dadurch, dass der Kühlschrank weiter Strom zieht). Die Frühstücksvorbereitungen mit Toaster oder Airfryer und Kaffeemaschine verbrauchen ca. 5% Batterieleistung.

Wenn wir mit dem Caravan unterwegs sind, werden die Batterien über das Auto geladen und oft haben wir dann wieder 100% Kapazität, wenn wir an unserem nächsten Stellplatz ankommen (der meist irgendwo im Nichts liegt). Wir schauen immer, dass wir möglichst nicht im Schatten parken, um tagsüber die maximale Ladeleistung durch die Sonne über die Solarpanele zu erreichen.

Das war jetzt eine Menge Input. Über die einzelnen täglichen Abläufe wie Wäsche waschen, Abfallentsorgung usw. werde ich in der nächsten Zeit mal ein paar spezielle Beiträge schreiben.

Couch als Bett
Couch als Bett

2 Comments

  • Rike

    Sieht für mich als Ahnungslose ziemlich raffiniert aus.
    Ich wünsche Euch lange Freude an diesem tollen Minihaus auf Rädern – und natürlich viele wunderbare Erlebnisse auf Euren Reisen. Ich freue mich schon auf weitere interessante Berichte.
    Küsschen von der Nordhalbkugel auf Euch ♥

    • Anni

      Danke schoen ♥, ja, doch, das Leben in diesem Minihaus ist durchaus ertraeglich. Luxus auf Raedern.
      Liebe Gruesse zurueck und Drueckerchen ♥

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