Über Dalby nach Esk
Der vorletzte Tag unserer Tour war angebrochen und wir machten uns morgens gegen 10 Uhr von St. George auf in Richtung Küste. Vor uns lagen ca. 450 km, da Simon unbedingt auf dem Esk Cararavan Park übernachten wollte. Seine Begründung, dass die letzte Strecke nach Hause dann nicht so lang war, konnte ich nachvollziehen.
Auf halber Strecke machten wir kurzzeitig Fahrerwechsel. Nicht weil Simon übermüdet war, sondern weil es nicht schaden kann, wenn ich auch ein Gefühl für das Auto mit dem 2.5 Tonnen Caravan dahinter bekomme. Soweit so gut … aber ich hatte kaum die 90kmh Reisegeschwindigkeit erreicht, als uns in größerer Entfernung ein Hindernis auf dem Highway in unserer Fahrtrichtung auffiel. Wir grübelten: grosses Känguru, Kuh, Pferd, Auto …?
Es war ein Auto … ohne Warnblinkanlage mitten auf unserer Spur geparkt. Daneben – auf der Fahrbahn – die ca. 70jährige Fahrerin, völlig aufgelöst. Eindeutig ein Autoschaden. Es war Mittagszeit und kochend heiß, die Sonne brannte und es war fast kein Verkehr. Wer weiß, wie lange die Dame dort schon stand und auf Hilfe wartete.
Wie sich heraus stellte, war einer der Hinterreifen ihres über 30 jährigen Subaru Brumby Utes geplatzt. Die kurze Story, die sie uns zu diesem Vorfall erzählte, war haarsträubend genug. Sie war auf dem Weg nach Dalby, war übermüdet und wohl eingeschlafen. Dabei war der Wagen über die Gegenfahrbahn geraten und an einem Baum vorbei geschrammt – wovon sie dann aufwachte und es fertig brachte, das Auto wieder auf die richtige Fahrbahnseite zu lenken und dann anzuhalten. Beachtlich, daß dabei nicht mehr passiert war als ein paar Kratzer auf der Fahrerseite, der geplatzte Reifen (bei dem etwas Decke fehlte) und eine aufgekratzte und offensichtlich unter Schock stehende Fahrerin.
Als wir anhielten, hatte sie es schon geschafft, den Wagen teilweise aufzubocken – mit Hilfe eines wohl ebenfalls über 30 Jahre alten Wagenhebers und eines Schraubenziehers (beim Wagenheber fehlten ein paar Teile). Was sie nicht finden konnte, war das Wagenkreuz, um die Radmuttern zu lösen. Und so stand sie dann hilflos mitten auf dem Highway, so wie wir sie fanden.
Simon fand das Wagenkreuz dann in dem vollgepackten Wirrwarr auf der Ladefläche des Utes und wechselte ihr den Reifen, während ich versuchte, sie etwas zu beruhigen und … aufpasste, daß uns keiner der Heutransporte, die in Richtung Dalby auftauchten, in das Auto – ohne Warnblinkanlage, die funktionierte nämlich auch nicht – fuhren.
Kaum war das Rad gewechselt, war die Dame dann aber auch schnell wieder auf dem Weg und noch ehe wir unser Gespann wieder auf Reisegeschwindigkeit hatten, war sie aus unserem Blickfeld verschwunden … und schien wohl heile in Dalby gelandet zu sein. Wir haben sie jedenfalls nicht noch einmal überholt.
Zum Abschluß des Tages und einer wunderschönen ersten Tour mit unserem mobilen Zuhause gingen wir mit Dudley abends in den Pub, das Esk Hotel. Das Essen war super lecker, man darf im Außenbereich den Hund mit an den Tisch nehmen und auch sonst waren wir von der Gastlichkeit sehr angetan. Esk ist eben wirklich ein kleines Schmuckstück.
Damit ging ein wirklich schöner Urlaub zu Ende. Am nächsten Morgen packten wir zusammen (was geht das schön schnell in so einem Gefährt. Kein Vergleich mit dem Schweiß und den Flüchen, die beim Zeltpacken unvermeidlich sind – plus Zeitaufwand). Gegen Mittag waren wir wieder zu Hause … schade, das ging irgendwie alles viel zu schnell vorbei.
Wir hatten absolut keine Probleme, haben wirklich jeden Augenblick genossen, selbst die Hitze (kann man ja eh nichts gegen tun, was soll also.).
Nun werden wir mal sehen, ob wir es schaffen, uns wirklich einmal im Monat über ein Wochenende auf die Flucht zu begeben. Wir werden berichten 🙂