Blog-Beiträge

Am Wendekreis des Steinbocks

Am 29.12. verließen wir Wuruma Dam und fuhren nach Bouldercombe. Melanie und Steve hatten uns eingeladen. Wir hatten zwei schöne Tage dort. Die Hunde hatten ihren Spaß, Janus und Dudley haben sich auf Anhieb super verstanden. Das Essen war lecker, wie immer, wenn Melanie und Steve kochen. Melanie hatte Trifle gemacht – sehr zu Simons Freude. Und die Steaks, die Steve auf dem BBQ machte – hmmmmm… auch super lecker.

Am 31.12. setzten wir unsere Tour fort und schlugen den Weg gen Westen ein. Auf dem Capricorn Highway ging es über Emerald zu den Gemfields, dem Edelsteingebiet rund um Sappire und Rubyvale.
Auf dem Highway kamen uns nicht nur Road Trains mit 16 Achsen entgegen. Es gab auf mutige ‘Kleinfahrzeugführer’ …

Man muss ja nicht alles weg werfen, nur weil mans nicht mehr braucht 🙂
Kurze Toilettenpause in Duaringa … puh, ist das heiss hier, mittags um 12.
Was haben diese Scooter für eine Reichweite? Dieser Herr war jedenfalls Richtung Outback auf dem Capricorn Highway unterwegs
Die Minions grüßen die Reisenden. Dieser Minenarbeiter hat Humor und seine Kunst hat ihm Ruhm gebracht.
Immer schön gerade aus, durch Blackwater in Richtung Emerald. Die neuen Ortsschilder im Outback begrüßen Reisende und Heimkehrer. Wirklich schön und passend zur Umgebung.
Die Kohlezüge, die von Blackwater, der Kohlehauptstadt Australiens, in Richtung Küste rollen, haben 100 Waggons und mehr. 2 Locks, 50 Waggons, 1 Lock, nochmal 50plus Waggons und am Ende noch eine Lock.

Blackwater hat aktuell ca. 5.100 Einwohner. Hauptarbeitgeber der Region sind die Kohletagebaugebiete hier. Es hat die größten Kohlevorkommen in Australien und ist eins der größten Kohlevorkommen in der Welt. Seit Beginn des kommerziellen Abbaus hier in 1967 wurden 450 Millionen Tonnen Kohle gefördert. Diese Menge würde reichen, um Stahl für 14.151 Brücken wie die Sydney Harbour Bridge herzustellen. Die Kohlemine in Blackwater ist eine der längsten in der südlichen Hemisphäre mit nahezu 80 km Länge.

Nachmittags erreichen wir Sapphire, wir sind in den Gemfields angekommen.

Auf dem Gemini Caravan Park haben wir es uns für die nächsten Tage gemütlich gemacht. Und er ist – genau – super leer. Klar, wer fährt schon im Sommer ins Outback? Nur die, denen es an der Küste zu voll ist, so wie uns.

Wir waren vor genau 10 Jahren schon mal hier in Rubyvale und Sapphire und haben damals (Pascal und Batida waren mit von der Partie) auf dem Blue Gem Caravan Park übernachtet, im Zeltanhänger, und es waren auch damals um die 40°C. Nur hatten wir dazu auch noch Regen.

Dieses Jahr ist von Regen weit und breit nichts zu sehen. Hier auf dem Gemini Caravan Park geht es etwas einfacher zu. Aber hey, wir sind im Outback, und wer einen 5 Sterne Campinplatz erwartet, muss sich dann auch mit viel mehr Leuten auf selbigem zufrieden geben. Wollten wir ja nicht. Hier gibts Toiletten, Duschen, Camp Kitchen, Waschmaschine, Wasser und Strom … was braucht man mehr, wenn man entspannen will?

Toni und Marthyn (ein super sympathisches Pärchen aus Neuseeland) haben den Caravan Park vor 10 Jahren gekauft (damals war er geschlossen) und dann angefangen, in der fürs Outback typischen Gemütlichkeit und Ruhe ein bisschen zu renovieren. Vor 2 Jahren haben sie den Park wieder geöffnet, sind aber immer noch am geruhsamen Renovieren.
Sie bieten auch kostenlose Betreuung der Hunde der Camper an. Dudley hatte so mal einen Tag Urlaub von uns und wurde von Toni ziemlich verwöhnt, während Simon und ich eine Minentour im Edelsteinmuseum in Rubyvale mitmachten und danach durch und rund um Rubyvale und Sapphire streiften.

Mal schauen, was wir in den nächsten Tagen so anstellen.
Wir haben neben einem Eukalyptus Baum geparkt. Hier summt es den ganzen Tag, die Bienenvölker aus den Bienenstöcken, die Tony und Marthyn im Garten stehen haben, haben gut zu tun, der Baum steht in voller Blüte.
Der Tag neigt sich dem Ende entgegen.
Einfahrt zum Gemini Caravan Park
Brolgas spazieren abends über den Platz und suchen nach Futter.
Kängurus, Wallabies und alle möglichen anderen kleinen Beuteltiere kommen abends und nachts auf den Campingplatz. Und Unmengen von Vögeln, hier gibts immer mal etwas Wasser und Futter.
Die Sonnenuntergänge im Outback sind traumhaft.

Ein paar Informationen zur Region

Die Gemfields (Edelsteinfelder) liegen auf dem Wendekreis des Steinbocks, zwischen Emerald und Longreach in Zentral-Queensland. Nach Rockhampton im Osten sind es ca. 320 km, Emerald liegt 60 km östlich. Nach Longreach im Westen sind es ca. 385 km.

Saphire sind die Edelsteine, die dieser Region ihren Namen gaben. Saphire kommen in allen erdenklichen Farben vor und alle Farben werden Saphire genannt – ausgenommen die roten Saphire. Das sind dann Rubine. Die hier in dieser Region vorkommenden Saphire sind hauptsächlich blau, grün und gelb. Saphire, in denen alle drei dieser Farben vorkommen, werden Parti-Colour Sapphires genannt. Dann gibt es hier noch Sternsaphire. Diese sind gewöhnlich bronzefarben oder schwarz und erzeugen Sterne, wenn man sie in einer bestimmten Weise an- und durchleuchtet. Die blauen Saphire sind wohl die Bekanntesten, aber die gelben, vor allem die goldgelbenen Saphire sind die hochwertigsten. Aber auch viele der Parti-Colour Sapphires haben schon hohe Verkaufspreise erzielt.

Viele weltbekannte Saphire wurden hier in den Queensland Gemfields gefunden. Der ‘Pride of Queensland’ (Stolz von Queensland) z.b. ist der größte gelbe geschliffene Saphir der Welt mit 169 Karat und im Besitz eines Sammlers in den USA.
Ein großer blauschwarzer Saphir, bekannt als der ‘Black Star of Queensland’, wurde vor kurzen auf dem Markt für 90Mio AUD zum Verkauf angeboten. Dieser Stein wurde 1938 vom 12jährigen Roy Spencer gefunden. Der handtellergroße Stein hat unglaubliche 1.156 Karat und hat die ersten 9 Jahre nach seinem Fund als Türstopper im Haus der Familie verbracht, bevor sein Wert erkannt wurde.
Im Jahr 2000 fand ein Tourist einen wertvollen Saphir mit 200 Karat und nannte ihn ‘The Millenium Sapphire’. Die Finderin dieses Steines erzählte ‘er lag da einfach, ich hab ihn einfach aufgehoben’. Auf dem jährlichen Gem Festival verkaufte sie ihn für 85.000 AUD. Es gibt sie also noch, diese märchenhaften und zufälligen Funde. Das Geld liegt auf der Straße, man muss sich einfach nur nach bücken …

Die Sapphire Gemfields erstrecken sich über 900 Quadratkilometer und sind damit die größten Sapphirfelder der Welt. Die Städtchen Rubyvale, Sapphire, Anakie und The Willows liegen als Zentrum in diesem Gebiet, jeweils nur ein paar km voneinander entfernt. Hier gibt es viele Shops, die Edelsteinschmuck und Andenken verkaufen, es gibt Museen, Campingplätze, Gallerien, kleine Supermärkte und Tankstellen, Restaurants, Cafes, Hotels, und die Einwohner sind warmherzig, liebenswürdig und ausgesprochen hilfsbereit. Die Uhr tickt hier etwas langsamer … ok, etwas sehr viel langsamer.

Die Region hat ihren Namen von den reichen Vorkommen der Saphire in jeglichen Farben. In den 1870ern fand John Archibald Richardson hier die ersten Saphire und keine 20 Jahre später wurde in Retreat Creek, der damaligen Niederlassung des heutigen Städtchens Sapphire, mit dem kommerziellen Abbau der Edelsteine begonnen. Mit ‘kommerziell’ meinte man damals allerdings das Buddeln mit Hand und Schaufeln in offenen ‘Tagebauen’. 1935 sank die Nachfrage nach Edelsteinen und erst in den 1960ern gab es einen Aufschwung, als man die Region für den Tourismus öffnete und Besuchern das Suchen nach Edelsteinen zugänglich machte.

Ein paar kommerzielle Minen arbeiteten weiterhin bis in die 1980er, dann sank die Nachfrage wiederum, als Asien und Afrika die Edelsteinproduktion steigerten, was sich negativ auf den australischen Absatzmarkt auswirkte. Daraufhin konzentrierte man sich dann intensiver auf den Tourismus und die Edelsteinfelder wurden in die 3 Bereiche kommerzieller Abbau (es gibt heute nur noch wenige kleine kommerzielle Minen, die mit schwerer Technik arbeiten), ‘hand mining’ (alles, was man mit Handwerkzeugen abbauen kann, das sind dann auch die Claim-Besitzer) und ‘fossicking’ (das Suchen nach Edelsteinen auf der Oberfläche, ohne jegliche Hilfsmittel oder maximal mit Eimer und Schaufel, für die Touristen) aufgeteilt.

Man kann hier durchaus sogenannte ‘claims’ kaufen, sich niederlassen und auf seinem Claim in aller Ruhe – über Jahre hinweg – nach seinem Reichtum suchen. Als Tourist kann man aber auch für ein paar wenige $ eine Erlaubnis zum ‘Fossicking’ erwerben und sich in den dafür ausgewiesenen Gebieten (man bekommt dafür Landkarten) in den Dreck setzen, in selbigem Buddeln und sich dabei den Nacken verbrennen … und von den frei herumlaufenden Dromedaren erschrecken lassen. Diesen Spaß haben sich Simon und Pascal vor 10 Jahren gegönnt.

Die 3. Möglichkeit, mit dem geringsten Kraftaufwand versehen, ist der Kauf von ‘Bucket Wash’, Eimern oder Säcken voll Dreck und Steinen. Dies wird in Caravan Parks, Museen und von Leuten, die hier Claims haben, angeboten. Simon hatte sich dieses Mal für diese Variante entschieden und arbeitet sich gerade durch seinen 3. Eimer voll Dreck. Er hat schon ein paar nette Steinchen gefunden und überlegt nun, was er wohl damit macht. 😀 Millionär ist er zwar noch nicht, aber er hat seinen Spaß und ist von der Straße weg *grins*.

Derrek (Mitte) schürft hier seit 50 Jahren, hat schon super schöne Saphire gefunden und schleift sie auch. Er gibt tolle Tips und Infos zu dem, was die Hobbyedelsteinschürfer so zusammen kratzen.
Während Simon schürft, beschäftige ich mich mit Büroarbeit 😀
Und wenn er nicht grad buddelt … hilft er beim renovieren. Wo er doch schon mal hier ist. Sonen Tischler kann man ja schließlich immer gebrauchen.
Hier wird einer der Bungalows, dessen Wände von Termiten befallen waren, wieder her gerichtet.

Aber wir sind natürlich auch im Urlaub. Also … mal ein bisschen Umgebung gucken. Bilder dazu gibts im nächsten Beitrag. Jetzt tue ich erst mal ein bisschen was, so ein mobiles Büro ist wirklich praktisch und hat seinen Reiz. Wenn ich es nicht schon wäre, würde ich mich spätestens jetzt damit selbständig machen *lach*.

Und wenn es draussen zu heiss wird, verzieh ich mich in den Wohnwagen und mach die Klimaanlage an. Dudley weiss sie auch zu schätzen 😉

2 Comments

  • Rike Be

    Bienen im Outbackt? Was finden die Bienen, wenn der Eukalyptus Baum nicht mehr blüht?

    So ein mobiles Büro konnte ich beim Festtagsurlaub kürzlich auch erleben. Feine Sache um am Geschäftsball zu bleiben. Selbst am heißen Ende der Welt. So sieht also Euer Aktivurlaub aus. Wenn es nicht so heiß wäre dort, wäre ich gern dabei.

    Viel Spaß weiterhin!
    Ach ja: denk bitte an den großen, grünen Saphier für mich. Aber notfalls würde ich auch einen Rubin nehmen 🙂

    • ASinOZ

      Ja, irgendwas blüht hier immer, man solls nicht glauben. Aber auf Grund der Hitze sind die campingplatzeigenen Hühner grad nicht sehr legefreudig. Egal, wir haben ja genug Vorrat von unserer eigenen Farm dabei 😀

      An dem Saphir arbeitet Simon noch. Aber gut zu wissen, dass es auch ein Rubin tun würde 😀

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

AS Nomads - Off-Grid Caravanning around Australia