Frühstück mit Känguruhs … Weihnachten 2012
Wird ja auch mal Zeit … ist ja schon wieder mehr als 2 Wochen her, dass wir zurück sind. Es war toll und leider viel zu kurz. Wie es bei Urlaub immer so ist. Dafür ist dieser Blogeintrag zur Abwechslung mal wieder richtig lang. Also schnappt Euch ein Käffchen oder ein Glas Wein und machts Euch gemütlich. 😉
Wir haben uns von Weihnachten bis kurz vor Silvester ein wenig im Hinterland rumgetrieben, ausgerüstet mit einem für uns 2 ausreichend grossen Zelt (das ruckzuck auf- und abgebaut ist … das finde ICH das Beste an der Sache) und ein paar notwendigen Dingen, die das Campen für Üvies (also “Über-40-Jährige”) angenehm macht. Also eine bequeme Matratze, ein kleiner Gasgrill … sowas in der Art. Auf jeden Fall geeignet, um sich auch mal eine Nacht in der echten Wildnis um die Ohren zu schlagen, was wir ja vorhatten und auch taten!
Los ging es 2 Tage vor Heiligabend. Der Himmel sah nicht vielversprechend aus, aber 1. ist DAS perfektes Reisewetter, und 2. warten wir schon lange genug auf Regen, hatten also auch nicht die Befürchtung, dass wir zu nass werden würden.
Unsere Reiseplanung war grob, über das Hinterland in den Carnavon Gorge National Park zu fahren, dann weiter in Richtung Rockhampton, um dort ein paar Tage bei Melanie und Steve zu verbringen, und dann je nach Laune an der Küste oder wieder durchs Hinterland zurück nach Hause zu fahren. Immer schön gemütlich, ohne Hetze. Und so fuhren wir erst mal über Kilcoy hoch in die Blackbutt Range und machten in Blackbutt einen kurzen Halt, um uns Mittagessen zu besorgen.
Weihnachtliche Dekorationen auf dem Mittel(Park-)streifen des Städtchens.
Wir lieben Blackbutt. Wenn es nicht so extrem abgeschieden von irgendwie allem wäre, könnte man sich dort direkt niederlassen.
Darüber dachten wir aber diesmal auch nicht weiter nach. Wir schnappten unser Mittagsmahl und fuhren bis nach Yarraman. Auf dem kleinen liebevoll angelegten und ruhigen Parkplatz am Ortseingang fanden wir ein perfektes Plätzchen für die Mittagspause.
In unserer Nähe parkte ein Pärchen, um ihrem 4Beiner eine Gelegenheit zum Beinevertreten zu geben, aber was wir erst als ziemlich großen Hund einstuften und über die Rasse rätselten, entpuppte sich auf den 2. Blick als Shetland Pony.
Während Papi das Auto säuberte, führte Mami ihren Schatz “Gassie”. Okay, warum nicht???
Weiter gings, wir wollten mindestens bis hinter Roma kommen heute. Die Strassen waren zum Glück leer, es war Samstag Nachmittag und wir kamen gut voran.
Wir fuhren den “Dingo Fence Tourist Drive” (wir haben nicht heraus finden können, warum diese Strecke so genannt wurde, Dingozäune konnten wir jedenfalls nirgends ausmachen), und rund um uns herum erstreckte sich fruchtbares, weites, hügeliges Weideland … Um rote Erde zu sehen, muss man jedenfalls ganz offensichtlich nicht bis ins Outback vordringen. Wir waren keine 300 km Luftlinie von der Küste entfernt.
Ähm, Schatz, meinst du nicht, wir sollten vielleicht doch das Navi einschalten? …
Na, wir fanden auch ohne wieder zurück in die Zivilisation. Jandowae … ein verschlafenes Nest irgendwo im Nichts auf unserem Weg nach Roma. Sogar eine Polizeistation gibts hier,
wenn auch die Öffnungszeiten nicht unbedingt auf rege Betriebsamkeit schließen lassen. Was ja nicht unbedingt ein ungutes Gefühl auslöst. Wenn die Polizei es nicht für notwendig hält, mehr als 9 Stunden in der Woche präsent zu sein, dürfte man sich hier wohl doch ziemlich sicher fühlen…
Überall im Ort stehen imposante “Bottle Trees” rum. Flaschenbäume, so gewaltig, dass unser Auto darunter wie Spielzeug aussah.
Roma … soweit so gut. Aber da es jetzt doch ziemlich schnell dem Abend zu ging, und wir ja hier in Australien nicht unbedingt mit einer wirklichen Dämmerung gesegnet sind (soll heissen, es ist spätestens halb 8 stockeduster), wurde es Zeit, uns ein nettes Plätzchen für die Nacht zu suchen. Also, Rechtsschlenker in Richtung Injune, raus aus Roma und noch etwa 20 km weiter fahren, bis wir die Siedlungen hinter und gelassen hatten.
Wir fanden im beinah letzten Licht des Tages eine Einfahrt zu einer im Moment leeren “Viehstation”. Einzige sichtbare Bewohner waren ein paar Wallabies, die aber die Flucht ergriffen, als wir sie beim Abendessen störten.
Zu Füßen der Wassermühle (die bei Bedarf die grossen Wasserlöcher zum Tränken des Viehs mit Grundwasser füllt), schlugen wir unser erstes Nachtlager auf.
Heimelig, mitten im Nichts, mit der Abendmusik der Kookaburras und allerlei anderer Vögel … HUNGER!
Na bitte, das ging doch flott.
Am nächsten Morgen weckte uns ein schöner Sonnenaufgang – oder waren es wieder die Vögel? Egal, jedenfalls versprach das Wetter sich zu bessern, auch wenn wir während der Fahrt wirklich nichts gegen Regen gehabt hätten.
In Injune stoppten wir am Besucherinformationszentrum (und mehr gabs in dem Ort auch nicht wirklich zu bewundern, da es Sonntag und sowieso alles geschlossen war), besorgten uns dort ein paar Wanderkarten für den Carnavon Gorge Nationalpark und buchten via Telefon auf dem dortigen Campingplatz einen Standplatz, hatten einen netten Plausch mit der sehr auskunftsfreudigen Dame, die sich über jeden hereinschneienden Besucher freute …
und zogen weiter. Von der Rezeption des Campingplatzes hatten wir die Empfehlung erhalten, dass wir dafür sorgen sollten, Sprit für mindestens 250 km im Tank zu haben, BEVOR wir zum Nationalpark einbogen, da es von dort und wieder zurück bis zur nächsten erreichbaren Zapfsäule eben nicht weniger als 250 km waren. Nun wir waren gut ausgerüstet (dachten wir, aber dazu später mehr).
Zwischen Injune und Rollestone liegt der Zugang zum Nationalpark, in dem die Campinplätze sind. Die Gegend änderte sich von flachem Hochland mit ein paar Hügeln zu schluchtenartigen Straßen mit Serpentinen und tollen Ausblicken hinter jeder Kurve. Wir befanden uns jetzt offiziell im “Zentralen Hochland” von Queensland.
Mit der Einfahrt zum Nationalpark war dann auch ziemlich schnell Schluß mit befestigten Straßen. Der Weg zum Campingplatz führt quer durch Farmland, und hier haben die echten Rindviecher Vorfahrt. Also immer schön langsam … “Takarakka Bush Resort” … Wie sich heraus stellte, war der Name Programm. Gut so, genau das haben wir ja gesucht.
Hier schien es etwas Regen gegeben zu haben in den letzten Tagen.
Und wir wurden argwöhnisch von den Einheimischen beobachtet, als wir uns den Weg zum Camping Platz bahnten.
Angekommen, und für gut befunden. Auch wenn wir inständig hofften, dass dieser Bursche uns nicht zu nah ans Zelt kommt, fühlten wir uns gleich “im Urlaub”.
Das Zelt steht, ein Bierchen zur Abkühlung für Simon.
Bevor es dann weiter an die Abspannung des Sonnensegels geht. Jeder Handgriff wurde von den rund rum grasenden Känguruhs und Wallabies beobachtet und von den Vögeln in den Bäumen lautstark kommentiert.
Na, hier lässt es sich doch aushalten. Zumal es richtig schön leer auf diesem großen Campingplatz war … und das, obwohl Ferien sind.
Wir machten uns nach einer kleinen Verschnaufpause – unser Lager war schnell fertig eingerichtet – auf einen kleinen Streifzug durch die Wildnis in der nahen Umgebung. Wir brauchten etwas Bewegung nach der langen Fahrt, immerhin waren wir inzwischen über 800 km hinter uns gebracht.
Am nächsten Tag machten wir uns mit Marschgepäck auf, um die vielen Wanderwege im Park zu erkunden. Wir brachten es auf knappe 20 km über Stock und Stein … und es hat sich absolut gelohnt. Allerdings haben wir abends auch unsere Knochen gespürt, aber das war es wert.
Einer von unzähligen monumentalen und uralten Eukalyptusbäumen …
Wir hatten uns des Nachts gewundert, wer oder was da mit Macht hinter unserem Zelt einen Zugang sucht … auf der Wanderung trafen wir seinen Kollegen, und in der kommenden Nacht ertappten wir einen Echidna (einen australischen Ameisenigel, ein Eier legendes Säugetier) sozusagen auf frischer Tat.
Wie gesagt, wir kraxelten über Stock und Stein … durch herrlichste Regenwälder …
… und tiefe inzwischen (zum Glück) wasserlose Schluchten.
Nach 3 Tagen nahmen wir Abschied von diesem kleinen Stückchen Paradies und machten uns auf in Richtung Rockhampton, um uns mit Melanie und Steve zu treffen, die dort im Hinterland wohnen.
Der Tipp mit der ausreichenden Menge Benzin im Tank war nicht der schlechteste gewesen. Da jedoch Weihnachten = Feiertage war, hatten entlang unserer Strecke, auf der nur kleine verschlafene Ortschaften lagen, irgendwie keine Tankstellen geöffnet. Wir hatten einen 20-Liter-Reservekanister voll mit Benzin dabei … und haben es gerade so bis nach Moura geschafft, um an einer ebenfalls geschlossenen BP-Tankstelle entlich zu tanken – möglich dank dem EC-Kartenautmaten, der mit den Zapfsäulen gekoppelt war … so dass man mit der Bankkarte einen vorab gewählten Betrag zahlen und dafür dann das Auto füllen kann. Diese Art von Tanken kannte ich zwar von einer Tankstelle irgendwo in der Nähe von Salzgitter, aber dass man über solche Zapfsäulen “in the middle of nowhere” stolpert, damit hatten wir eher nicht gerechnet. Wir hatten wieder mal Schwein … 😉
Weiter gings und am frühen Abend kamen wir bei Mel und Steve an. Das Gästezimmer versprach einen von Ameisenigeln ungestörten Schlaf 🙂 und wir fühlten uns ungemein wohl hier.
Wir waren mit Melanie und Steve viel “auf Achse”, versuchten über Sandwege und durch lichte Wälder an einen der Strände im Byfield Nationalpark zu kommen. Der Versuch wurde aber erfolglos abgebrochen, da der Sand zu tief und weich war und Simon nicht genug Erfahrung mit dieser Art “Strassenzustand” hatte. Wir wollten nicht riskieren, stecken zu bleiben oder irgendwelche Probleme am Auto herauf zu beschwören, irgendwie wollten und mussten wir ja zum Ende des Urlaubs auch wieder nach Hause kommen … so wiederum 900 km etwa. Wir kehrten also um und fuhren in Richtung Emu Park.
Auf halber Strecke zwischen Yeppoon und Emu Park liegt eine wunderschöne Bucht, wie geschaffen für ein spätes Mittagessen.
Frisch gestärkt fuhren wir nach Emu Park, um dort den späten Nachmittag mit Meerblick und “Leute gucken” ausklingen zu lassen. Dieser Knabe hier war allerdings auch sehr unterhaltsam …
und bekam auf seinem Verdauungs-Plätzen hoch oben in der Palme dann noch Gesellschaft.
Der nächste Morgen lud zu einem Spaziergang mit Picknick am Mt Morgan Dam ein. Danach zeigten uns Mel und Steve die weitere Umgebung. Mount Morgan ist eine alte Goldminen-Stadt, allerdings wurde die letzte aktive Mine Mitte der 80er Jahre stillgelegt.
Das Stadtzentrum dieser inzwischen ziemlich verlassen wirkenden kleinen Stadt hat hübsche alte Häuser und liebevoll gestaltete Fassaden.
Dieser Frangipani Baum ist traumhaft. Wie alt der wohl sein mag? Damit können meinen kleinen Zwerge im Garten noch lange nicht mithalten. Aber duften tun sie genauso toll!
Abends fuhren wir nach Rockhampton in das “Great Western Hotel”, in dem wir die bisher allerbesten Steaks gegessen haben. Allerdings sollte wohl in der “Rinderhauptstadt Australiens” eine gewisse Fleischqualität Standard sein, und wir wurden nicht enttäuscht, im Gegenteil.
Und da war da noch die Sangria-Pool-Party bei Mel und Steve. Wobei die Herren der Schöpfung sich leider nicht zu uns gesellten. Egal, wir zwei Nixen hatten trotzdem Spass im kühlen Nass in der warmen Sommernacht.
Aber auch dieser Besuch ging viel zu schnell seinem Ende entgegen. Danke an euch 2, Mel und Steve, wir haben die Ausflüge und die Zeit bei und mit Euch sehr genossen.
Unsere Route führte nun langsam wieder in Richtung Heimat, wir hatten uns entschlossen, die Küste zu meiden und übers Hinterland wieder zurück zu fahren. Ein Besuch im Carnia Gorge Nationalpark war geplant. Der lag sowieso quasi auf der Strecke.
Und auch hier wieder … absolute Vorfahrt für die Rindviecher.
Wir parkten unser Auto und nahmen die Wanderwege unter die Füße. Es war früher Nachmittag, und wir wollten vor Einbruch der Dunkelheit wieder aus dem Nationalpark raus und irgendwo in der Wildnis ein Nachtlager aufgeschlagen haben.
Wieder beeindruckende Schluchten, Felsformationen, Farbspiele in den Kalksandsteinen und traumhaft schöne Wälder mit viel “Wildlife”.
Der Ausblick von den “Lookouts” war atemberaubend – und diesmal bekamen wir auch eine gehörige Dusche ab, vor der wir uns dann in eine der Höhlen retteten. Nicht weiter schlimm, der Regen erfrischte uns, es war sowieso ziemlich warm. 30 min später schien wieder die Sonne.
Wir kehrten der Cania Gorge den Rücken und fuhren in Richtung Eidsvold. Auf der in abendlicher Ruhe liegenden Straße (wir reden hier von einem einspurigen Highway) scheuchten wir eine Grosstrappe auf.
Der Sonnenuntergang war atemberaubend schön – und erinnerte uns daran, dass es gleich dunkel wurde und wir immer noch keinen Schlafplatz hatten.
Wir fanden auf einen Seitenweg ein paar km abseits des Highways (der die Bezeichnung eigentlich nicht verdient) zwischen Rinderweiden einen kleinen lichten Wald, in dem wir unser Zelt aufschlugen, unsere Würstchen fürs Abendessen brutzelten und Vollmond aufgehen sahen.
Am nächsten Morgen weckte uns wieder ein toller Sonnenaufgang … wir hatten eine ungestörte Nachtruhe, die nur von den früh aufstehenden Gelbhaubenkakadus lautstark kurz vor Sonnenaufgang unterbrochen wurde.
Nach über 2300 km waren wir kurz vor Silvester wieder zu Hause und uns erwartete … ein Gabentisch mit den leckeren, amüsanten und sehenswerten Inhalten der Pakete aus Magdeburg, Goslar und Heide. Danke, Ihr Lieben. Alle Sachen haben die Reise super überstanden, wurden teilweise schon vernichtet bzw. gelesen und auch aufgehängt. Der Weihnachtskalender liegt im Kühlschrank, das nächste Weihnachten kommt bestimmt. Und für den Met gibts sicherlich auch irgendwann wieder kalte Abende – im Moment bei der aktuellen Hitzewelle eher unvorstellbar, aber …
Es war ein toller, wenn auch viel zu kurzer, Urlaub. Und auch wenn wir so viele KM zurück gelegt haben, waren wir doch nie wirklich mehr als 500 km Luftlinie von der Küste entfernt. Das war nun ein kleiner Abriss, aber ich kann ja schlecht um die 2000 Fotos hier posten …
No Comments
Elisabeth Tartler
Danke fuer den wunderschoenen Reisebericht.
auch wenn es nur ein kurzer Urlaub bei Euch war, so hattet ihr den wirklich verdient. So wie es aussieht habt ihr Euch doch etwas erholen koennen.
Welch schoene Ecken es doch immer wieder zu entdecken.
Wir freuen uns auch darauf neues zu sehen.
Liebe Gruesse
Eli und Willy
Ute
Na, das war ja wohl ein toller Urlaub – ich gucke mal wieder ganz neidisch 😉
Aber komische Hobbies haben die Aussies….Pferde im Kofferraum 😉
Dann macht mal schön weiter. In diesem Sinne schaufele ich mal ein bisschen Schnee in Richtung Süden…
Melanie
Schoener Urlaubsbericht! Freut mich, dass es Euch gefallen hat. Central QLD ist einfach wunderschoen und vielseitig.
Ich liebe das Foto mit den Pferden unter dem einsamen Bottle Tree!!! Wunderschoen!